Die
drei Stufen 9, 11 und 13 über dem basic sept chord können auch leiterfremde
Töne enthalten. Dies wird durch Hoch- oder Tiefalteration der betreffenden
tension note erreicht. Für jeden Septakkordtyp und damit für jede
Akkordfunktion gibt es typische Alterationen.
Zusammen mit den leitereigenen tension notes gibt es 7 Möglichkeiten:
Alterierte
tension notes können auch miteinander kombiniert werden.
Interpretiert man auch die alterierten tension notes nach der Methode der
Akkordskalentheorie als Skalentöne 2, 4 und 6, so erhält man Skalen,
die von den Kirchentonarten abweichen.
Einige Beispiele für alterierte tension notes, dargestellt als Akkord und als Skala, die sich jeweils daraus ergibt (bezogen auf C als Tonika):
1. Dur-Tonika (eine alterierte tension note):
Die 11 ist nicht mehr "avoid-note", sobald sie zur #11 alteriert wird, weil die "gefährliche" Nähe zur Dur-Terz aufgehoben ist.
2. Subdominante in Moll (eine alterierte tension note):
Die Skala auf der II.Stufe in (natürlich) Moll ist Lokrisch. Da es aber Konflikte zwischen dem Grundton und der b9 geben kann ("b9-Regel", davon später), alteriert man die leitereigene kleine 9 gern zur großen 9 und erhält damit die Skala "lokrisch-9" (womit "große 9" gemeint ist).
3. Dominante a) (eine alterierte tension note):
Diesen Dominant-Akkord finden wir meist vor einer Dur-Tonika. Wie beim Tonika-Beispiel, ist auch hier die 11 nicht mehr "avoid-note", sobald sie zur #11 alteriert wird.
Das Ergebnis ist die Skala "Mixo #11". Im unteren Teil (1-#4) ist sie wie die Ganztonleiter (whole tone scale) Ganztonleiter (whole tone scale) aufgebaut, im oberen Teil (3-8) wie die Halbton-Ganztonleiter (Diminished scale).
4. Dominante b) (Kombination von mehreren alterierten tension notes):
Bei dieser Dominante, die vor einer Dur- oder Moll-Tonika stehen kann, tritt die 9 zweimal auf: hoch- und tiefalteriert. In der Darstellung als Skala ist die #9 als b3 geschrieben, zum einen wegen der Übersichtlichkeit, aber auch, um anzudeuten, daß es sich hier eigentlich um die (melodische) kleine Bluesterz handelt, die gleichzeitig mit der (harmonischen) großen Terz im Akkord vorhanden ist. Weil die 5 von beiden Seiten halbtönig "eingezwängt" ist, wird sie im Akkord weggelassen.
Das Ergebnis der Alterationen ist die "Alterierte Skala" (altered scale), in der ein Maximum an Alterationen eingesetzt ist. Im unteren Teil (1-#4) ist sie wie die Halbton-Ganztonleiter (Diminished Scale) aufgebaut, im oberen Teil 3-8 wie die Ganztonleiter (whole tone scale). Wenn man sie mit der Skala "Mixo #11" vergleicht, ist dies genau der umgekehrte Aufbau; deshalb können die Skalen auch als Tritonus-Substitut getauscht werden.
Denkaufgabe:
In der ziemlich komplizierten "alterierten Skala" steckt eine bekannte, einfache Skala. Welche?
In der ziemlich komplizierten "alterierten Skala" steckt eine bekannte, einfache Skala. Welche?
5. Dominante c) (Kombination von mehreren alterierten tension notes):
Auch in diesem Akkord kommt die 9 in beiden Alterationen vor, im Gegensatz zur Alterierten Skala aber zusätzlich die Quinte. Deshalb enthält der Akkord 8 Töne. Das Ergebnis ist natürlich auch eine 8-tönige Skala, die "Halbton-Ganzton-Skala" (diminished scale, "verminderte Skala"). Sie ist zyklisch, d.h. sie hat im Gegensatz zu allen bisher behandelten Skalan einen regelmäßigen Intervallaufbau, der sich nach einer kleinen Terz wiederholt. Daher auch ihr Name: Die Töne, auf denen sich das Intervallmuster wiederholt, bilden einen verminderten Septakkord (diminished sept chord): Er ist gewissermaßen das Gerüst dieser Skala.
Denkaufgaben: