Dreiklänge: Umkehrung, (Diskant-)Lage und Stellung

Bei Dreiklängen, die dreistimmig und in enger Lage angeordnet sind, kann man andere Anordnungen jeweils durch Umschichtung erzielen: Der unterste Ton wird oktaviert und in die oberste Position gelegt. Diese drei Anordnungen des Dreiklangs heißen Umkehrungen. In der Grundstellung liegt automatisch der Quintton oben, in der ersten Umkehrung der Grundton und in der zweiten Umkehrung der Terzton.


 

In der musikalischen Praxis sind Dreiklänge aber oft mehr als dreistimmig, und die Akkordtöne liegen weiter auseinander. Daher trennen wir jetzt die Bestimmung des Dreiklangs nach oberstem und unterstem Ton. Die Diskantlage wird nach dem obersten Ton bestimmt, die Stellung nach dem untersten.

 


Alle 3 Lagen und Stellungen lassen sich miteinander kombinieren. Es ergeben sich somit 9 Möglichkeiten.

Die Anordnung der Töne innerhalb des Akkords: Strukturlage

Der Begriff Lage wird noch in einer anderen Definition verwendet, und zwar bezeichnet er die Verteilung der Akkordtöne zwischen dem höchsten und tiefsten Ton. In dieser Definition gebraucht man den Begriff Strukturlage.
Enge Lage: Die Akkordtöne sind so angeordnet, daß kein Akkordton dazwischenpaßt.

Weite Lage:
Die Akkordtöne sind so angeordnet, daß ein oder mehrere Akkordtöne ausgelassen werden.
Gemischte Lage: Ein Bereich des Akkords ist eng, ein anderer weit.

Ein Dreiklang in Grundstellung steht gewissermaßen "auf den Füßen", auf dem sicheren Fundament des Grundtons. Dieser Eindruck ist aus der Anordnung der Naturtonreihe abzuleiten: Der 3., 4. und 5.Naturton bilden den Dur-Dreiklang in Grundstellung.

Steht der Dreiklang nicht auf dem Grundton als tiefstem Ton, ist seine harmonische Wirkung eher "vage, weiterführend, nicht schlußfähig". Vergleichen Sie einmal einen Dreiklang mit Grundton und einen mit Terzton im Baß unter diesem Gesichtspunkt!

Einen Dreiklang mit untenliegendem Terzton bezeichnet man als "Sextakkord", einen Dreiklang mit untenliegendem Quintton als "Quartsextakkord". Diese Bezeichnungen stammen aus der Generalbaß-Praxis.

Sextakkorde können unter bestimmten Umständen als Vertreter von Dreiklängen in Grundstellung verwendet werden. Oft schreitet die Baßstimme nach einem Sextakkord schrittweise weiter. Wenn es sich beim Terzton um einen Leitton handelt (a und c), wird er in der rechten Hand nicht verdoppelt.

Hören

Als Schlußakkord eines Abschnittes oder eines Musikstücks ist der Sextakkord aus den genannten Gründen nicht geeignet.

Auch der Gebrauch des Quartsextakkords ist an bestimmte Regeln gebunden. Gelegentlich tritt er als Umkehrungs-Quartsextakkord auf, z.B. bei einer Akkordbrechung im Baß.

Meist wird er aber als Vorhalts- oder Wechsel-Quartsextakkord verwendet. Dabei werden die Quarte und die Sexte über dem Baßton als akkordfremd, also dissonant, aufgefaßt. Die eigentlichen akkordeigenen Töne sind die Nachbartöne 3 und 5.
 
 

Ein Quartsextakkord von F-Dur wird in den meisten Fällen also nicht als ein F-Dur-Akkord aufgefaßt, sondern als C-Dur-Dreiklang mit zwei Vertretertönen, die als Vorhalte oder Wechselnoten erscheinen können.

Natürlich können auch Moll- und verminderte Dreiklänge als Sext- und Quartsextakkord auftreten.