Musikalischer Satz

Harmonie und Akkorde sind etwas Abstraktes, sozusagen ein Extrakt der Musik. In der komponierten oder improvisierten Musik konkretisieren sich die Akkorde in einem musikalischen Satz; meist kommen dabei auch melodische Aspekte ins Spiel, wie wir noch sehen werden.
Es gibt die unterschiedlichsten Satztypen, abhängig von der Besetzung und dem musikalischen Stil. Für die ersten Satzübungen soll der homophone Klaviersatz(auch: Akkordsatz
, Generalbaßsatz) benutzt werden.
Der homophone Klaviersatz (homophon = akkordisch angelegt, in allen Stimmen rhythmisch gleich, Ggs.polyphon) wurde in verschiedenen Stilepochen verwendet, unter anderem auch in der Barockzeit in der Generalbaß-Spielpraxis.

Die linke Hand spielt die Baßlinie (oft die Grundtöne der Akkorde), die rechte Hand spielt eine kontrapunktische Linie (Oberstimme, Gegenstimme zum Baß) und darunter die restlichen Akkordtöne. Meist sind die Akkorde vierstimmig, oft genügen aber auch dreistimmige Akkorde, um den Dreiklang komplett darzustellen. Für die komplette Darstellung von Septakkorden werden natürlich vier Stimmen benötigt.

Für die ersten Übungen im homophonen Klaviersatz verwenden wir zunächst nur die
leitereigenen Dreiklänge in Grundstellung.
Hier ein Beispiel für einen solchen Satz:

 
 

Hören

Auch bei einem einfachen Satztyp wie diesem sind einige Stimmführungsregeln zu beachten:
Die Außenstimmen sind zwei selbständige Stimmen. Sie verhalten sich zueinander wie Stimme und Gegenstimme; man nennt das "kontrapunktisch". Spielen Sie einmal die Außenstimmen allein, ohne Akkorde! Diese Stimmen sollten nicht in Oktaven oder Quinten parallel geführt werden. Ein Beispiel zeigt, daß damit die Selbständigkeit der beiden Stimmen, der „kontrapunktische“ Charakter, aufgehoben wäre:


Die gleiche Baßlinie mit einer verbesserten, wirklich „kontrapunktischen“ Oberstimme:
 
 


An diesem Beispiel wird folgendes deutlich:
Wenn die Außenstimmen in
Gegenbewegung gehen, können keine verbotenen Parallelen zwischen den Außenstimmen auftreten. Ausschließliche Gegenbewegung wäre aber langweilig. Daher kann auch Parallelbewegung eingesetzt werden. Dann sollte allerdings eine Stimme einen Schritt, die andere einen Sprung machen, wie in Takt 3 des obenstehenden Beispiels.

Zum "Stimmencharakter" der Außenstimmen, vor allem der Oberstimme gehört auch eine gewisse Sangbarkeit; zum Beispiel sollten Septimsprünge oder eine Häufung von Sprüngen vermieden werden. Die Baßstimme kann, bedingt durch die Folge der Grundtöne, mehr Sprünge enthalten als die Oberstimme.

Die Verwendung von Schritten und Sprüngen kann man in zwei einfache Regeln bringen:

Arten der Bewegung zwischen zwei Stimmen:

Gegenbewegung
Gerade Bewegung
(Parallelbewegung mit unterschiedlichen Intervallen)
Parallelbewegung (in gleichen Intervallen)

Seitenbewegung (eine Stimme liegt, die andere bewegt sich)

 
 

Hier eine Aufgabe zum Selberschreiben eines homophonen Klaviersatzes. Finden Sie selbst die passenden Akkorde und ergänzen Sie die fehlende Außenstimme: